2012. december 12., szerda


tags: Adám Csillag, Armut, Cserehát, István Hell, Ostungarn, Roma, Selbsthilfe

Der erste Teil einer geplanten Reportageserie von István Hell über die Lebensumstände von Roma in extremer Armut in Nordostungarn. Hell ist Lehrer und Blogger, er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Situation der Roma in Ungarn und unterrichtet derzeit am Roma-Gymnasium in Sajókaza.

István Hell: Im Haus der tiefen Armut, 

9.12.2012

(Übersetzung PR, gekürzt und teils zusammengefasst)

Der Roma Zoltán Balogh [zufällig ein Namensvetter des für die Romaintegration zuständigen Superministers für Humanressourcen], 57, lebt mit seiner (…) jungen Frau Gizella und zwei kleinen Töchtern in einem noch nicht fertig gestellten Haus aus Ästen, Erde, Teppich- und Folienstücken in Csenyéte, einem der ärmsten Dörfer der Gegend Cserehát im Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén.




István Hell lernte die Familie Balogh diesen Herbst im Rahmen eines Dokumentarfilmprojekts mit dem Regisseur Ádám Csillag kennen; damals wohnte sie noch in einem aus Abfällen gebauten Zelt:



















Angesichts des bevorstehenden Wintereinbruchs begann Balogh mit dem Bau der Hütte aus Ästen, die Zwischenräume füllte er mit Erde auf:
















Während des Baus wurde die Hütte mehrfach vom Regen durchweicht; Baloghs Lohn vom staatlichen Beschäftigungsprogramm reichte nicht für den äußeren Verputz der Hauswände und den Bau eines Kamins, und seit Anfang Dezember herrschen Kälte und Schnee. Balogh behalf sich mit Lehm aus einem verfallenen Haus, den er mit dem Schubkarren ankarrte und durch Aufweichen und Treten wieder verwendbar machte; die Wände dichtete er mit gebrauchten Teppichstücken und Plastikfolie ab.

Möbel besitzt die Familie keine, aber in den Raum von 8-9 Quadratmetern würden auch keine hineinpassen, er ist mit dem Doppelbett und dem alten Eisenofen völlig ausgefüllt.




(Balogh:) “(…) Ich bin aus Hernádnémeti, und habe seit meinem 13. Lebensjahr bis zur Wende immer gearbeitet, (…) zuletzt in der Schraubenfabrik in Onga, bis zu ihrer Schließung. Seither habe ich keine ständige Arbeit, nur im öffentlichen Beschäftigungsprogramm oder Gelegenheitsarbeiten. In Hernádnémeti habe ich auch bei der Gemeinde gearbeitet, war Brigadeführer, und das bin ich auch hier in Csenyéte. Davon leben wir, und von dem bißchen Kindergeld. (…) [Balogh erzählt seine familiäre Vorgeschichte, zwei Ehen und Kinder; bevor er mit seiner jetzigen Frau zusammenkam, wohnte er unter beengten Verhältnissen bei seiner erwachsenen Tochter im Dorf.] Es war nie Geld da für irgendwas. Ich musste Hunderter Nägel, Zweihunderter Nägel und Krampen kaufen, (…) Rigipsplatten für die Decke, damit die Wärme nicht entweicht. (…) Und ich bin auch nicht ganz gesund, hatte eine Operation an der Wirbelsäule, bräuchte auch Geld für Medikamente, für Windeln, für Essen, aber es ist eben keines da. Es wäre gut, neben dem Haus noch ein anderes von vier Quadratmetern zu bauen, aber dafür bräuchte ich viel Geld: Für Zement, Kalk, Sand, für alles.”





Gizi, seine Frau, sagt, sie werden nie reich sein, aber das mache nichts. Sie wünscht sich nur, ihre Kinder gut erziehen zu können, sie in die Schule schicken zu können, sie sauber zu halten und immer Essen für sie zu haben. Denn heute, obwohl schon früher Nachmittag, haben sie noch nichts gegessen. „Was kochen Sie heute?”, frage ich den Mann, der aus Ästen auch einen “Kühlschrank” neben dem Haus gebaut hat, um dort das Fleisch aufzubewahren, wenn sie welches haben. “Na ja… irgendwelche Kartoffeln wohl”, sagt Balogh. „Und wo sind die Kartoffeln, die sie kochen wollen?”, frage ich weiter. Aber darauf antwortet er nicht, sondern sieht mir nur stumm in die Augen, als wolle er sehen, welchem von uns beiden zuerst die Tränen kommen.




*

Unterstützung für István Hells Reportageserie “A magyar Cigányország” (“Das ungarische Zigeunerland”) an die ungarische Raiffeisen Bank 12037001-01346739-00100005, IBAN: HU83 1203 7001 0134 6739 0010 0006.

*

Nach der Veröffentlichung auf Hells Blog schickte eine in Österreich lebende Frau der Familie Balogh 100 EUR, die das Geld – wenn sie es nicht für Essen verwenden – für den Weiterbau des Hauses verwenden möchten. Video von der Geldübergabe:


http://www.youtube.com/watch?v=Z0huxw9edks

Nincsenek megjegyzések:

Megjegyzés küldése